Die kleinste Holzkirche Deutschlands in Elend

Die Holzkirche von Elend – ein kleines Schmuckstück im Harz
Der Name Harz für das nördlichste deutsche Mittelgebirge wird abgeleitet von dem althochdeutschen Wort „Hard“, das übersetzt Wald bedeutet und auf die nahezu geschlossene Bewaldung der Region hinweist; die dichten Buchen- und Fichtenwälder sind bis heute ein typisches Merkmal der grünen Landschaften im Harz. Das Holz aus den Wäldern wurde früher überwiegend im Erzbergbau, in der Köhlerei und in den Hüttenwerken verwendet, es diente aber auch als Baumaterial für Gebäude. Ein Beleg dafür sind die sehenswerten Schnitzarbeiten an den Häuserfassaden wie am Rathaus in Schierke und die Verwendung bei der Errichtung einer Holzkirche.

Harz und Holzkirche – eine gute Verbindung

Besonders im Oberharz können Besucher bei ihren Wanderungen oder Ausflügen noch eine Holzkirche besuchen; so ist die im Jahr 1868 erbaute Dorfkirche von Rübeland ebenso eine Holzkirche wie die Gustav-Adolf-Stabkirche in Goslar-Hahnenklee, die 1907 nach dem Vorbild einer norwegischen Holzkirche errichtet wurde. Bereits im Jahr 1642 wurde in Clausthal die Marktkirche zum Heiligen Geist eingeweiht, sie ist mit 57 m Länge die größte deutsche Holzkirche; ebenfalls im Oberharz befindet sich südöstlich des Brockengipfels in dem Ort Elend die kleinste Holzkirche Deutschlands. Die Gemeinde Elend gehört seit dem 1. Januar 2010 zu der Stadt Oberharz am Brocken; der Ort liegt im Tal der Kalten Bode auf rund 500 m Höhe südöstlich von Schierke, das Wappen mit der Tanne weist auf den Holzreichtum der Gegend hin. Die erste urkundliche Erwähnung des Namens stammt aus dem 15. Jahrhundert; im Jahr 1777 war Johann Wolfgang von Goethe in Elend, um wissenschaftliche Abhandlungen über den Granit zu verfassen. Mit der Anbindung an die Harzquerbahn war Elend ab dem Jahr 1899 auch mit der Eisenbahn zu erreichen, wodurch die Anzahl der Übernachtungsgäste deutlich anstieg und die Holzkirche in Elend ebenfalls mehr Besucher verzeichnete.

Eine Holzkirche mit zwei Eichen – das Wahrzeichen von Elend

Auf der Kirchenwiese im Ortszentrum des Luftkurortes Elend steht die kleinste Holzkirche Deutschlands, sie wird umgeben von zwei Eichen, die mit über 700 Jahren deutlich älter sind. Das Kirchengebäude wurde 1897 im Stil der Neugotik errichtet und eingeweiht, der größte Teil der Bausumme stammte aus Spenden von Bürgern in Elend. Die Kirche mit einer Größe von lediglich 5×11 m bietet Platz für maximal 90 Personen und ist streng genommen keine Holzkirche sondern eine mit Putz verkleidete Fachwerkkirche. Bei der Einweihung hatte das Bauwerk keinen Turm und keine Apsis; beide Gebäudeteile wurden erst 1904 im Rahmen einer Stiftung von Kommerzienrat Schlägel errichtet, so dass Elend seit diesem Zeitpunkt eine eigene protestantische Kirche – allerdings ohne Namenspatron – hat.

Im schlanken Glockenturm hängt eine rund 200 kg schwere Bronzeglocke aus dem Jahr 1857, die mit der Hand geläutet wird, der Stundenschlag der Kirchturmuhr erfolgt über einen funkgesteuerten Gong zur halben und zur vollen Stunde. Der Innenraum der Kirche ist sehr schlicht gestaltet, wodurch die Schnitzarbeiten an der Kanzel und am Altar besonders zur Geltung kommen; sehr beeindruckend sind auch die fünf farbigen Glasfenster, die Christus in der Apsis und die vier Apostel an den Seitenwänden darstellen. Interessant und ungewöhnlich ist der Holzaltar auf Rollen, der bei Choraufführungen je nach Platzbedarf in die Apsis geschoben werden kann. Die Orgel auf der Empore wurde von dem Orgelbaumeister Ladegast geschaffen und verfügt über zwei Manuale, ein Pedal, sechs Register und 400 Orgelpfeifen, die einen wunderbaren Klang erzeugen. Ohne Innenausstattung gibt es die Holzkirche von Elend auch im Kleinformat – als Bausatz für die Eisenbahn.

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